Ist Bitcoin umweltfreundlich? Der Zusammenhang von Strompreis und Bitcoin

Ist Bitcoin umweltfreundlich? Der Zusammenhang von Strompreis und Bitcoin ist wesentlich für den Prozess des Schürfens und damit das ganze Netzwerk.

Bitcoin und der Strompreis – ist bitcoin umweltfreundlich?

Aktuell ist Bitcoin ja unterwegs von einem Rekord zum nächsten. Den aktuellen Rekord – 7000€ – hätte ich auch nicht vorausgesagt. Allerdings scheint vielen nicht so ganz bekannt zu sein, dass das auch Umweltfolgen hat – ein Faktor, der mir bis vor kurzem auch unbekannt war. Das ist ein bisschen wie im Dot.com Boom gewesen, wo alle möglichen Ideen über Internetgeschäfte aufkamen, Aktien über jedwede Dinge verkauft wurden und die Preise durch die Decke gingen. Damals brauchte man eine PowerPoint Präsentation, etwas Programmiererfahrung und einen „Bericht“, der die unglaublichen Möglichkeiten bestätigte. Heute reicht eine übermäßige Verwendung des Worts Blockchain / Blockkette aus.

Einer der Nachteile dieses Konzepts ist die Energie. Das ist diese Woche wieder bekannt geworden, da ein neuer Bitcoin „Schürf“ Platz in Island eingeweiht wurde, in Island ist es so kalt dass die Kühlungskosten gesenkt sind. Allerdings braucht es noch viel mehr Strom zum schürfen, und da wird es interessant.

Aktuell verbraucht Bitcoin rund 24 TeraWatt Strom pro Stunde – und es immer noch profitabel!

Mehr dazu auf der Seite von Vice.

Jetzt ist es so, dass der absurde Preisanstieg des Bitcoin den weltweiten Stromverbrauch ebenfalls hat steigen lassen, da immer mehr stromhungrige rechner die Währung schürfen. Der Krypotforscher Alex de Vries hat in seinem Blog Digiconomist geschätzt, dass es aktuell profitabel wäre die 24 Terawatt Stunden zu verbrennen und so neue Coins zu schürfen, einfach weil die Coins mehr wert als der Strom sind. Übrigens Nigeria (rund 200 Millionen Einwohner) braucht so viel Strom in einem Jahr. Alternativ wären das 2,26 Mio. Haushalte in den Vereinigten Staaten. In den USA gibt es rund 120 Millionen Haushalte, also sind das rund 2% aller Haushalte.

Übrigens sind diese Schätzungen ja nur auf das Schürfen bezogen – nicht auf die Transaktionen selber. Hierzu ist im Artikel ebenfalls beschrieben, dass jede Bitcoin transaktion mittlerweile so viel Strom verbraucht, wie ein Haushalt in einer Woche verbraucht.

Den Stromverbrauch in Bezug zum Konsumenten setzen

Man könnte das also auch auf Transaktionsbasis berechnen: Bitcoin braucht eine Summe X an energie und diese Energie stellt die 300.000 Transaktionen eines Tages sicher (es können nicht mehr werden).
Somit bekommen wir für den Strom dies als Wert, da die bestätigte Transaktion im Hauptbuch Ledger ja der Kern des Bitcoin ist. So gesehen braucht jede Transaktion rund 215 Kilowattstunden die nur die Schürfer verbrauchen. Verglichen mit anderen Zahlungsmethoden ist Bitcoin also sehr stromintensiv. Der Preis des Bitcoin ist direkt proportional zum Stromeinsatz, mit dem noch profitabel geschürft werden kann.

Nun ist dieses jahr – zum Nachteil der Umweltschützer – der Bitcoinpreis massiv gestiegen. Diese Grafik zeigt wie schnell das ging:

Nun hat auch das Bitcoin Forum zur De Vries Studie Stellung bezogen und sagte aus, dass sie „nicht perfekt“ sei und zu generelle „Annahmen über die wirtschaftlichen Anreize der Schürfer abhängig vom Preislevel“ mache.
Dennoch kann die grundsätzliche Logik des Problems nicht abgestritten werden. Das problem ist der CO2 Ausstoß. Einige Schätzungen der De Vries Studie basieren ja auf der Auswertung einer Kohle-gesteuerten Bitcoinmine in der Mongolei. Nach seinen Berechnungen ist diese Mine alleine für rund 8 – 13 Tonnen CO2 pro geschürftem Bitcoin verantwortlich und schafft rund 24- 40 Tonnen CO2 pro Stunde. Zum Vergleich schrieb der Twitter Nutzer Matthias Bartosik schrieb in einer ähnlichen Schätzung, dass ein Auto in Europa im Schnitt 130 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer ausstößt.

Also könnte für jede Stunde in der die mongolische Bitcoinkohlemine arbeitet ein Atuo 203.000 Kilometer fahren. Nun könnte man natürlich denken, dass mit steigendem Preis die Benutzung von Bitcoin zurückgehen könnte – aber diese Überlegung evaluierte auch DeVries in seinem Aufsatz:

Je höher der Preis steigt, umso höher wird der Energieausstoß – und somit die CO2 Emissionen.

Wie könnte Bitcoin dieses Problem vermeiden?

Dazu meint De Vries:

„Die Blockkette ist per Definition ineffizient, da wir mit ihr auf einem System aufbauen welches auf Misstrauen basiert. Wer nur sich selbst und einigen Regeln in der Software selber traut, der muss alles bestätigen was mit diesen Regeln passiert. Jeder Node in einer Blockkette lebt von Misstrauen.“

Nun ist Bitcoins Umweltaspekt auch auf dem Bitcoin Hauptforum selber in Diskussion gekommen, wobei man hier argumentiert dass ein dezentralisiertes Zahlungssystem das Risiko eines „Zu groß zum Scheitern“ Moments reduziert.

Dies ist ja das Kernversprechen von Bitcoin und seine Kerninnovation, was den Bitcoin wirklich besonders macht. Um ein funktionales vertrauenswertes dezentralisiertes Zahlungssystem zu erschaffen legt Bitcoin allen Teilnehmern eine sehr schmerzvolle und resourcenintensive Regelung auf, die in hohem Stromverbrauch und geringer Transaktionsfähigkeit mündet (man denke an die 7 Transaktionen maximal pro Sekunde). Vorgestellte Innovationen wie SegWit2x versprechen diese Grenze zu verdoppeln und gleichzeitig den „Stau“ aufzulösen.

Dennoch bleibt Bitcoin aktuell rund 3000x ineffizienter als bspw. ein Kreditkartennetzwerk, muss es sich mindestens 1000 -fach verbessern um das Argument zu lösen. In Zeiten des Klimawandels, Waldbränden, Diskussionen über AKW Abschaltungen und Wirbelstürmen sollte man sich zumindest die Frage stellen, ob Bitcoin im Ansatz richtig ist- müssen alle Transaktionen an Drittparteien
vorbei in einer dezentralen Anwendung gelöst werden, wo doch Banken und sonstige Teilnehmer diese Infrastruktur bereitstellen?

Auch wenn diese Institutionen nicht ausfallsicher sind, sollte man doch ihren Wert berücksichtigen.

Auch für mich als Krypto Investor ist das natürlich ein Punkt zum Nachdenken. Andererseits gibt es auch die Teilnehmer, die einfach so viele Bitcoin früher aufgekauft haben, die natürlich ein Interesse an steigende Strompreisen haben.

Zumindest gibt es immer neue Teilnehmer, die auf Bitcoin aufspringen und so die Preises weiter treiben. Einer davon ist aktuell die Republik Argentinien, die ihre Staatschulden eventuell in digitalen Währungen anbieten will.

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